
Laudatio Bahnhofplatzgestaltung Aarau – Marketing-Architektur-Award 2014
300 Jury-Mitglieder, darunter Liz Diller, Denise Scott Brown und Iwan Baan, und zehntausende abstimmende Architizer-Nutzer haben mitgemacht: Beim 2014 A+Award sind 129 Projekte aus aller Welt in mehr als 60 Kategorien als „Gewinner“ gekürt worden.
Architizer drückt die Vielfalt plastisch aus: „Darunter sind ‚Instant-Ikonen‘ von Zaha, Bjarke und Studio Fuksas in einer Reihe mit jungen Büros, die gerade aus dem Untergrund hervorsprudeln.“ – Hier eine kleine Auswahl an Gewinnern.
Link für A+ Award Winner www.baunetz.de
Laudatio
Thomas Müller, Kommunikationsberater SIA, 21. Mai 2014
Eigentlich – wenn ich ehrlich bin – halte ich die gegenwärtige Tendenz, immer mehr Bahnhofplätze zu Bahnhofs-Vordächern zu machen, für sehr problematisch! Plätze sind zentrale Freiraumelemente im Gesamtgefüge der Stadt und sollten deshalb auch, wie ihr Name sagt, frei bleiben.
Nun weiss ich aber auch, dass es einem immer grösser werdenden Bedürfnis der heutigen Reisenden entspricht, witterungsgeschützt vom Zug auf den Bus oder ins Tram wechseln zu können. Das gilt es ernst zu nehmen und deshalb müssen wir uns auch der Aufgabe Platzüberdachung konstruktiv stellen. Immer aber ist dabei in erster Linie höchstes städtebauliches Fingerspitzengefühl gefragt. Fingerspitzengefühl, wie es die hier und heute anwesenden Architekten Mateja Vehovar und Stefan Jauslin sowie der Aarauer Stadtbaumeister Felix Fuchs mit der Neugestaltung des Bahnhofplatzes in Aarau auf eindrückliche Weise bewiesen haben. Sie wollten den Bahnhofplatz nie nur überdachen, sondern in erster Linie als Stadtraum wieder erlebbar machen. Der Charakter der Platzsituation sollte sogar hervorgehoben werden. Neben dem über dem Platz in Form einer Wolke schwebenden und als Skulptur äusserst präzise auf den Stadtraum abgestimmten Dach, spielten auch die Materialisierung des Bodenbelages, die Platzmöblierung und die sorgfältige Gestaltung und Aufwertung der Personenunterführung Ost sowie der Hächlerhalle eine wichtige Rolle. Entstanden ist im Ergebnis nicht nur das grösste Luftkissendach der Welt sondern ein überzeugendes und hochwertiges Stück zeitgenössischer Baukultur!
Ein solches Ergebnis zu erzeugen ist nur möglich mit einem ausgeprägten architektonischen Verantwortungs-bewusstsein und einem konsequenten interdisziplinären Teamgeist. Ein Teamgeist, wie ihn Mateja Vehovar und Stefan Jauslin nicht nur bei diesem Werk sondern in all ihrem Tun verkörpern. Mittels disziplinübergreifenden und von grossem Respekt für die anderen Fachbereiche geprägten Austausch, schaffen die zwei unentwegt Lösungen, die über das hinausgehen, was die Situation auf den ersten Blick erfordert. In einem partizipativ vorbildlichen Prozess haben sie gemeinsam mit der SBB, der Stadt und dem Kanton auch bei der Platzgestaltung in Aarau alle Anforderungen und Bedürfnisse der verschiedensten Interessegruppen kanalisiert und bestmöglich berücksichtigt. Von Beginn an haben sie zudem mit den Ingenieuren von Suisseplan, den Leichtbauexperten von formTL, den Lichtspezialisten des Atelier Derrers, dem Grafiker Paolo Monaco, den Elektroplanern von Hefti, Hess, Martignoni und vielen anderen mehr zusammengearbeitet.
Mit dieser Form des von grossem Teamgeist geprägten Zusammenwirkens machen Vehovar Jauslin und ihr Planerteam, gemeinsam mit der Stadt und dem Kanton Aarau sowie der SBB in vorbildlicher Art und Weise vor, wie sich anspruchsvoller Städtebau mit pragmatischen Transit- und Verkehrsbedürfnissen zu einem äusserst stimmungsvollen und selbstverständlichen Ganzen kombinieren lassen. Deshalb freue ich mich sehr, Matja Vehovar, Stefan Jauslin, Felix Fuchs und allen anderen am Bahnhofsplatzdach in Aarau Beteiligten, den Teampreis 2014 überreichen zu dürfen.
Herzliche Gratulation!
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